Leseproben – viel Spass beim Lesen (Kommentare/Anregungen/Beschwerden)   ASI109L trans

 

Gedichte/Lyrics/Poems

Deutsch

Wir

Ach du süßer Erdbeermund
knutscht mich ab so kunterbunt
Ach ihr süßen Himbeerlippen
könnt nicht aufhören zu nippen

Oh ihr Hände so grazil
treibt ein so betörend Spiel
Oh ihr zarten Fingerkuppen
marschiert auf mir wie kleine Truppen

Und die Wärme deines Beins
macht aus uns  Zweien eins
Eng umschlungen und umwunden
haben zwei sich hier gefunden

Und ich stöhne leise, leise
Schön wär's doch auf diese Weise

© BS motor

aus dem Buch: 'Stei da voa' von Wolf Kursch

Ahnen

Ahnen

Wenn nachts weiße Ahnen vor dem Mond tanzen

Und Teil um Teil sich verspinnt zum Ganzen,

Wenn Stille geheimnisvoll durchs Tal brummt

Und ein Würfel sich zum Ball aufpumpt,

Wenn Fuchs und Hase sich zum Kartenspiel treffen,

So feixen und den Menschen nachäffen,

Wenn kein Blatt trotz Wind sich regt

Und auf diese Weise ein Weltbild zerlegt,

Warten alle, dass schwarze Ahnen den Mond verhüllen

Und so, lang erwartete Prophezeiungen erfüllen.

 

Wenn der Wind dann die weißen Ahnen vertreibt

Und der Mond einsam dort oben bleibt,

Wenn geschlossene Blütenkelche zu kichern beginnen

Und aus toten Augen Tränen rinnen,

Wenn Bäche beschwingt aufwärts fließen

Und aus Büchern keine Gedanken mehr sprießen,

Wenn Worte nur noch in sich zusammenfallen

Und rückwärts gesprochen verständlicher sind als ein Lallen,

Ersehnen alle ganz benommen,

Dass endlich die schwarzen Ahnen kommen.

 

Wenn dann plötzlich ein zweiter Mond

Den ersten fragt, ob es sich lohnt,

Dem Treiben dort unten zuzusehen

Oder doch lieber schlafen zu gehen,

Haben weiße wie schwarze Ahnen genug von dem Spiel

Und ziehn sich zurück, ganz leis mit Gefühl,

Und schicken Nebel, die sacht

Ein Grau legen über die frevelnde Nacht

Und der Dämmerung eine Chance geben,

Die Welt aufzuwecken zu unbeschwertem Leben.

 

© BS motor

'Ahnen' ein politisches Gedicht zur Finanzkrise

Boarisch (Bairisch)

Lacha

Lacha

Ois kloana Bua glabst Sacha
üba di muast späda bloß lacha.
Und genauso späda tramsd von dene Sacha
und wünscht da, du kannst drüba wida lacha.

© BS motor

aus dem Buch: 'Stei da voa' von Wolf Kursch

 

Unsa Land

Unsa Land

Wos i ma voastein kannt,
i lebat in am andan Land.
Ned oans, wo 's Bia aus 'm Wassahahn kimmt.
A ned, wo ma in am Biasee schwimmt.
Des san ned die Sacha,
di as Lem ausmacha.

Ich mächt raus aus am Land,
wo 's Hirn ned moi füa d' Hirnwurst langt.   *
Wo 's Ettikett mehr ois da Inhoid is,
wo 's hoast, ned weida ois wia bis ..
wo Integration bedeit, du derfst ned denga.
So a Land, des konnst da schenga.

Do konn i mi umschaung und frong,
stöban in oide Song,
ausmoin und konstruirn,
um Kaisas Bart diskutian
Gedankn macha um ois.
Intressian duads koan, jedenfois.

Und jez moi ganz ehrli,
in so am Land bin i entbehrli.
's Problem is, a in jedm andan Land
brauchst a möglichst weni Vastand.
Do gibt's scheinba nua oa Lösung - wenig komod -
du hockst di hi und wartst auf 'n Dod.

© BS motor

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Neili

Neili

Neili hock i voa da Düa
rauch mei Pfeifn und sinia
deng an nix und deng an ois
irgnd wos waas jedenfois
kimmd a kloana Bua dahea
untam Arm an Deddibäa
streckt d' Zunga raus und sogt 'Du Aff'
Und bevoa i 's richti raff
kimmd sei Muada und ziagd 'n davo
"Gei, den zoagn ma o, den Mo.
Belästigd do den kloana Bua"
Und i - hock do und schau nua zua.

© BS motor

 

English

Under the banner

For those who think of joining an army anywhere in the world.

Under the banner

When we left, we left on a plane
body and mind quite sane
They said, it's just for a little while
so we were told - on their face a smile.

Time went fast and sometimes kind of slow
Fascination went from high to low
Each day seemed to be fall
and faded out once homeland's call.

Why not believe in those who knew
The little while they talked of was true
We return on a plane - in an other manner
in a casket under the banner.

© BS motor

 

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Dreams

 

Dreams

I was told to believe in dreams
or did they talk of schemes?
But where's a dream to meet
on stolen blanket, stolen sheet?

I washed my hand in a mountain spring
I tried ambiguously your song to sing
I roamed meadows in the early morning dew
and of words I craved a brew.

Fear accompanied me for a while
and vanished with a devilish smile
just to come back again
to spread its colored fan.

From the walls I tore off masks
thinking to cut down tasks
Elephants danced on the rim of my bed
persuading me to believe to be glad.

The smoke in the fireplace swirls
leaving the chimney in dancing curls
But there is still this total blackness
to rotate with towering slackness.

Though I am told to believe in dreams
I am sure of them to have spoken of schemes
On a stolen blanket, a stolen sheet
there is no dream to meet.

© BS motor

aus dem Buch: 'Worser' von Wolf Kursch

Text Here

Längere Texte

Habts Ankunft

Habts Ankunft

Habt. Ja Habt, so nannten ihn alle. Keiner wusste und weiß es bis heute noch nicht, wo der Name hergekommen war, er war plötzlich da. Genauso wie Habt plötzlich da war, aus dem Nichts. Vielleicht war er über Nacht auf einem Feld gewachsen, oder im nahen Wald. Wahrscheinlich hatte ihn aber der Wind hergeweht. Der Wind, der nun ständig allgegenwärtig war, genauso wie Habt. Kaum jemand erinnerte sich an die Zeiten, als der Wind noch ein sporadisches Lüftchen gewesen war, das verträumt die Bäume durchkämmt und die Mauern der Schleuse gestreichelt hatte, um dann noch einen kurzen Abstecher an die ersten Häuser im Ort zu machen, bevor es im Nirgendwo verschwunden war. Dieses Lüftchen war nun nicht mehr. War es erwachsen geworden oder vom inzwischen lästigen, stets und überall zerrenden Wind vertrieben?

Ja, der Wind war früher da als Habt. Ja, das war er. Da waren sich alle sicher. Und jeder im Dorf fragte sich, wie lange er noch bleiben werde. Er, der Wind. Und er, Habt.

Warum war es nicht wie früher. Musste dieser Wandel das Dorf heimsuchen? Mancher schob Habt die Schuld am Wind in die Schuhe, obwohl dies Unsinn war und jeder das wusste. Wie konnte jemand Schuld haben an der Existenz des Windes, welcher nachweislich und in allen Gehirnen verankert, schon vorher da gewesen war?

Als Habt ins Dorf kam, hatte er keinen Namen. Da waren sich alle einig. Wieso sollte eine einzelne Person, die keinen Ton von sich gab, einen Namen brauchen? Wozu? Habt hatte sicher nicht einmal einen Zettel in der Tasche, auf dem sein Name vermerkt war. Er brauchte keinen Zettel. Wozu auch? Mit Sicherheit wusste er seinen eigenen Namen. Da aber die Dorfbewohner nicht auf Dauer nur von 'ihm' sprechen konnten, gab ihm irgend jemand den Namen Habt. Keiner wusste und weiß mehr, wer den Namen als erster aussprach. Keiner wusste, was dieser Name bedeuten sollte, aber er machte ruck zuck die Runde und war, glaube ich, schon am nächsten Tag jedem so geläufig, als sei Habt schon immer im Dorf gewesen und habe schon immer so geheißen.

Die Menschen sind manchmal eigenartig. Sie schließen einen aus oder ins Herz ein, gerade wie es ihnen gefällt, und niemand weiß, was sie im jeweils aktuellen Fall tun werden. Jedes mal ist es eine Überraschung. Manchmal reagieren alle gleich, manchmal bilden sich Gruppen und oft hat jeder seine eigene Meinung.

Wie das nun bei Habt gewesen war, als er plötzlich auf der Bank unter der Dorflinde saß, wusste keiner mehr. Alle Dorfbewohner hatten ihn scheinbar gleichzeitig gesehen, auch die, die draußen auf den Feldern waren, obwohl die ihn gar nicht zur selben Zeit gesehen haben konnten. Aber jeder wusste von Habts Anwesenheit im Dorf und jeder war sich sicher, dass er ihn als erster gesehen hatte. Niemand konnte sich erinnern, von Habts Anwesenheit von jemand anderem erfahren zu haben. Niemand sprach über diese Ungewöhnlichkeit, für alle war diese Tatsache der Gleichzeitigkeit das Selbstverständlichste auf der Welt.

Am Abendtisch wurde gerätselt, wo er hergekommen sei, was ihn hergeführt habe und wo er wohl über Nacht bleiben werde. Die meisten schienen sich auf den Wind geeinigt zu haben, denn das war das Wahrscheinlichste. Und was er im Dorf wolle, werde man schon noch erfahren. Über Habts Nachtlager machte sich bald keiner mehr Gedanken. Irgendjemand werde ihn schon aufnehmen. Vielleicht werde er im Gasthaus übernachten. Dass der Wirt, der beklagenswerte Witwer, seiner Frau nach kurzer Zeit gefolgt und erst vor einer Woche beerdigt worden war, das bedachte niemand.

Niemand hatte Habt angesprochen, als er ihn das erste mal sah, ebenso wenig hatte dieser jemanden angesprochen. Bis jetzt fand noch kein einziger Wortwechsel mit dem Neuankömmling statt. Das Leben ging seinen Gang, nur eben mit Habt. Was hätte man ihm sagen können? Im Dorf wusste jeder alles von jedem. Was sollte man noch darüber reden? Und was hätte man ihn fragen können? Woher er komme? Was er hier wolle? Er werde es schon mitteilen, wenn er die Zeit für gekommen hielte. Davon waren alle überzeugt. Alles regelt sich mit der Zeit von selbst, das war immer so gewesen. Warum sollte es in diesem Fall anders sein? . . . . .

© BS motor

Der Kein-Fall-Fall

Leseprobe mitten aus 'Der Kein-Fall-Fall'.  (Buch-Details)

Es klingelte.

....
Alex schlug an. Ein Anschlagen konnte man es eigentlich nicht mehr nennen. Es war ein kurzer Laut, der einem Bellen sehr nahe kam. War es, um anzuzeigen, es ist etwas los? Oder drückte er damit sein Missfallen aus, dass er gestört worden war?

Sie schreckte auf. Hatte es geklingelt. War sie eingedöst? Sie hatte sich in ihren Lehnsessel gesetzt. Die Aufregung der Nacht. Alten Leuten steht ruhen zu. Auch ihr.

Es klingelte. Also doch - es hatte geklingelt. Alex wiederholte seinen Kommentar. Sie stemmte sich aus dem Sessel und ging zum Fenster. Jemand stand vor der Gartentür und blickte neugierig um sich.

Ein Vertreter war es nicht. Hawaii-Hemd und beiges Sakko über der Schulter. So leger läuft niemand herum, der jemandem etwas andrehen will. Ob dieser Jemand auch noch Bermudashorts trug? Sie konnte es vom Fenster aus nicht sehen. Dieser Teil des Mannes war vom Torpfosten verdeckt. Man hätte damals den Pfosten nicht neu aufmauern lassen sollen, als ihn der Betrunkene umgefahren hatte. Man hätte sich ein neues schickes Maschendraht-Türchen mit je einem Eisenrohr rechts und links machen lassen sollen. Dann wüsste man auch über die Hose Bescheid.

Sie dachte und redete jetzt oft in der anonymen Person. Wie alle, gut, viele. Eine unmögliche Mode. Man konnte sich so gut dahinter verstecken. Man konnte von sich reden und so tun, als rede man im Sinne mehrerer, aller oder anderer, und schwebe darüber.

Sie wurde von einem erneuten Klingeln aus ihren Gedanken gerissen. Diese neugierigen Shorts schaue ich mir jetzt an.

Sie öffnete die Haustüre und reckte ihren Hals ein wenig. Aber auch dieser Blickwinkel gab nicht viel her. Der Mann vor dem Tor war einen Schritt zur Seite getreten und hatte das gleiche getan, um besser am Haus vorbei schauen zu können. Aber beide waren sie keine Giraffen.

Ihre Blicke trafen sich.

“Was wollen sie?” Nun musste er aus seiner Deckung herauskommen.

Tat er aber nicht. Sein Sind-Sie-Frau-Viktoria-Ratni prallte auf halben Weg gegen ihr Was-wollen-Sie. So verstanden beide nur die Hälfte. Da sie aber Ihren Namen mit einem Fragezeichen herausgehört hatte, antwortete sie schnippisch: “Wenn es draußen so steht, wird es wohl so sein. Und wer sind Sie?”

Nun musste er aus seiner Deckung herauskommen. Tat er aber immer noch nicht. Stattdessen antwortete er ohne Emotion “Ich bin Robert Nase, Polizist. Ich möchte Sie etwas zu dem Überfall von letzter Nacht fragen. Sie sind als Zeugin genannt und haben den Überfall gesehen.”

Das ist doch nicht die Polizei, nicht einmal in der Narrenzeit. Der Polizist, der in der Nacht geklingelt hatte, hatte anders ausgesehen. Größer, bestimmter. Seine Stimme hatte sie nicht gehört. Sie hatte ihn angeschnauzt, bevor er etwas sagen konnte. Nein, der war es nicht. Jetzt sitze ich in der Bredouille. Der Trick war so alt. So überlistet man Senioren, wenn man in ihr Haus will. So raubt man sie aus. Das war im Fernsehen oft so. Die Rowdys vom Bahnsteig waren jünger, der Angegriffene hatte einen Bart. Von denen war es keiner.

Alex tat einen Schritt nach vorne. Um besser sehen zu können? Oder war er auf Angriff aus? Sie musste schmunzeln. Alex war nicht auf Angriff aus. In dem Alter nicht mehr. Früher ja, aber heute. Wir beide sind zu alt für Angriff.

Sie überlegte. Draußen stand der Mann. Er hatte inzwischen eine Visitenkarte aus seiner Hosentasche geholt und wedelte damit.

Ich könnte ihm sagen, er solle die Karte über die Gartentür auf den Weg werfen und Alex schicken, um sie zu holen. Wieder huschte ein Schmunzeln über ihr Gesicht, während sie liebevoll zu Alex hinunter sah. “Du würdest sie nicht holen.” Alex sah nur verständnislos zu ihr auf. Woher sollte er auch wissen, von was sie redete und was hier vorging.

Wenn ich den Türöffner betätige, ist er herinnen und ich bin ihm ausgeliefert. Drücke ich nicht, erfahre ich nicht, ob er Shorts an hat. Oder ich gehe vor zur Gartentür und schaue mir seine Visitenkarte an. Wieder musste sie schmunzeln. Wie leicht ich mich doch selbst betrügen kann. Ich will die Shorts sehen.

Beamtenwitwe? Ex-Deutsch-Lehrerin. Hager, reserviert und selbstbewusst. Zuverlässig und vertrauenswürdig. Nases Eindruck, Vermutung und Wissen passten zusammen.

Sie ging die beiden Stufen hinunter und die paar Schritte zur Gartentüre. Jetzt kommt er mir nicht mehr aus, dachte sie dabei.

Sie stand am Tor. Sie war enttäuscht. Er trug eine braune Jeans und braune Schuhe. Die waren wenigstens modern. Der Rest erinnerte sie mehr an ihren mittleren Lebensabschnitt. Um ihre Enttäuschung wegen der Shorts zu beerdigen, nahm sie die Visitenkarte und warf einen Blick darauf.

“Darf ich reinkommen? Drinnen spricht es sich besser.”

“Sie sehen wohl zu viel fern?”

Nun war es an ihm, zu schmunzeln. “Gut, dann reden wir hier.” Sagte es, lächelte und legte sein Sakko auf den Pfeiler.

“Sie haben den Überfall am Bahnsteig letzte Nacht gesehen und 112 angerufen.”

Da sie darin keine Frage erkennen konnte, antwortete sie nicht. Er sah sie fragend an.

Na, geht doch. Wer was wissen will, muss fragen. Nun antwortete sie mit Ja, während sie weiter vor sich hin dachte. Nicht 112, sondern die 112 habe ich angerufen. Für einen Polizisten ermittelt er ganz schön schlampig.

“Wie geht es ihm? Haben Sie die Täter schon?” Eigentlich wollte sie nicht mit der Polizei kooperieren. Die hatten sie nicht mehr befragt, obwohl sie in der Nacht gegen halb drei noch einmal angerufen hatte, die 110. Sie hatte nicht einschlafen können, wahrscheinlich die Neugier. Der Schrei hatte sie beschäftigt. Ein Aufschrei. Und dann war Stille. Wenn sie ihn umgebracht haben? Sie hatte eine Aussage machen wollen. Als Antwort hatte sie aber nur, ihr Wunsch würde weiter geleitet und sie solle warten, bis sie befragt werde, bekommen. Eine Stunde später war sie eingeschlafen. Niemand war mehr gekommen und wollte etwas wissen.

Ich nehme zu ihren Gunsten an, dass er gesagt hat befragt und nicht gefragt. Nach dieser Spitzfindigkeit wurde ihre Laune besser. Was kann den diese Nase dafür, dass die anderen sich nicht interessierten. Wieder musste sie schmunzeln. Diesmal jedoch wirklich nur innerlich. Nase, wie kann man nur so heißen? Spürnase. Vielleicht ist er deswegen Polizist. Sie nannten ihn früher sicher Rotznase. Vielleicht hatte er eine, vielleicht war er eine gewesen.

Er ließ ihr viel Zeit. Er sah, dass es in ihrem Hirn arbeitete. “Nein.”

Dies ist bestenfalls eine halbe Antwort. Neues Misstrauen gegen die Person vor ihrem Garten keimte auf. “Haben Sie einen Dienstausweis?”

“Sicher, er liegt im Auto. Vorne am Haltepunkt.”

Alex war inzwischen nachgekommen, nachdem er erst einmal unter seinem Baum geschäftlich war. Er blickte abwechselnd zu den beiden auf. Es war nicht der fragende Blick, soll ich ihn zerreißen. Es war der Blick, um was geht es und wer bist du.

Immer noch sah Nase sein Gegenüber an. Da er keine Reaktion von ihr bemerkte, drehte er sich um. Er wollte seinen Ausweis holen.

“Halt, halt! Warten sie hier. Ich hole den Schlüssel.” Sie drehte sich um und ging ins Haus zurück.

Über achtzig. Fit im Kopf wie fünfzig. Seinen Gedanken fügte er noch hinzu: Und körperlich auch nicht viel älter. So möchte ich auch einmal sein.

Sie blieb lange weg. Wahrscheinlich ist sie doch nicht so fit. Einen Schlüssel verlegt man doch nicht. Aber das war ihm auch schon einmal passiert, als sein Wohnungsschlüssel in den Gästehausschuh gefallen war und er lange gesucht hatte.

Sie erschien wieder an der Haustür und drückte auf den elektrischen Türöffner. Das Summen ertönte schon eine ganze Weile, bis Nase sich gefangen hatte. Er drückte gegen die Tür und ging hinein. Bevor er sie zu fassen bekam, schlug sie hinter ihm zu.

Nase ging zum Haus. Schlüssel und elektrischer Türöffner passten nicht zusammen. Da erlöste sie ihn aus dem Konflikt.

“Ich habe die Nummer auf der Visitenkarte angerufen. Es gibt Sie wirklich.”

Fit war sie. Der von der Notrufzentrale hatte recht gehabt. Demnach werden ihre Beobachtungen nicht aus der Luft gegriffen sein. Es war zwar spät gewesen, für manche früh, aber für sie sicher spät.

“Warum haben Sie keine Uniform?”

“Ich habe eine, bin aber gerade auf dem Weg zur Arbeit. Ich ziehe sie immer erst dort an.”

“Also noch nicht im Dienst? Ich hätte Sie nicht hereinlassen sollen.” Das meinte sie aber schon nicht mehr ganz so ernst.

Er ging hinter ihr in ein geräumiges Wohnzimmer, das die Zeugen eines Lebens beherbergte. Möbel, die hundert und mehr Jahre alt sein mochten oder die sie sich zur Hochzeit angeschafft hatten; Bücher, eine ganze Wand voll; Krimskrams, wie er sich in den Jahren ansammelt; Bilder, sicher mit ihren Kindern und Eltern; ein Strauß Pfingstrosen und ein Laptop. Die Wohnung ergänzte seinen ersten Eindruck von draußen.

Sie klappte den Deckel des Computers zu. “Den brauche ich für meine Notizen und zum Bilder anschauen.” Sie deutete zur Couch: “Setzen Sie sich.”

‘Ist das ihre Familie?’ und ‘Wollen Sie einen Tee oder Kaffee’ trafen wie die Sätze vor dem Haus aufeinander. Beide amüsierte das. Auch beide Antworten trafen sich. Ja und ja, bitte einen Kaffee.

“Wir müssen uns einigen, wer wann spricht.”

Er nickte. “Ja, das wäre von Vorteil.” Er kramte einen Block und einen Stift aus seinem Sakko, das er neben sich gelegt hatte, als er sich gesetzt hatte.

Sie ging hinaus und kam umgehend mit einer Tasse Kaffee und einem Milchkännchen zurück. “Ich habe ihn in einer Thermoskanne. Er ist noch keine Stunde alt.” Lächelnd stellte sie beides vor ihn hin. “Zucker steht da.”

“Danke, nur schwarz.” Während er kurz nippte, der Kaffee dampfte, zeichnete er einen kleinen Kreis auf seinem Notizblock, links oben. Dann blickte er auf seine Uhr und schrieb die Zeit hinter den Kreis.
....

**

Ich werde töten – I shall kill

Leseprobe mitten aus 'I shall kill - Ich werde töten' (Buch-Details)

.....
Schlaftrunken öffnete Walter die Tür.
“Hallo, Kind! Brötchen, Semmeln, Schrippen, Weckli!” Eindeutig zu laut drang die fröhliche Stimme seiner Mutter in Walters Kopf.
Er grummelte etwas, das verständlich gesprochen ein ‘Morgen’ hätte sein können, gefolgt von einem deutlicheren ‘Kim’ und einem klaren ‘Du’, welche das jeweilige Ausrufe- und Fragezeichen beinhalteten.
Kim kannte ihren Sohn; seit einunddreißig Jahren. Walter war ein Morgenmuffel, immer schon gewesen. Wenn es jedoch drauf ankam, war er präsent, zu jeder Tages- und Nachtzeit.
“Du hättest anrufen können. Es ist doch noch Nacht.” Da kam es Walter von unten, ganz weit unten aus dem Gedächtnis. “Hast du nicht vorgestern schon einmal angerufen? Du bist schon zurück? Haben sie dich raus geschmissen?”
Kim schloss die Wohnungstür, die er geistesabwesend aufgelassen hatte, und folgte Walters in den Raum gesprochenen Worten.
Sie vernahm ihr wohl bekannte Geräusche aus dem Bad und dann die Spülung. Als Walter in die Küche trat, empfing sie ihn mit einem mütterlichen Lächeln: “Das wievielte Getränk war denn gestern schlecht?”
Sie wusste, dass ihr Sohn das nicht beantworten konnte und wahrscheinlich auch nicht wollte. Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort:
“Erstens: Was heißt ‘Ich hätte dich anrufen können.’ Ich habe! Vorgestern. Du hast mich freundlich abblitzen lassen. Gestern und heute vor einer halben Stunde. Du hast bei deinem ‘Meeting’” – ‘Meeting’ klang eindeutig spöttisch – “sicher dein Handy ausgeschaltet gehabt. Oder war es ein Rendezvous? Du musst dich nicht rechtfertigen. Solche Nächte habe ich auch schon erlebt.”
Da fiel Walter wieder ein, wo er sein Handy hatte. Gestern war der erste Tag, seit wann auch immer, an dem er ohne Handy ausgekommen war. Er hatte es nicht finden können.
Im Sofa. Er schob seine Mutter beiseite und holte es heraus, während sie weiter sprach.
“Zweitens: Es ist zwar noch nicht richtig hell, aber die Nacht ist vorbei; wenigstens bei dem Vogel ..”
Walter vervollständigte: “der Würmer mag.”
Kim kannte sein Ende des Spruchs, nickte zustimmend, lächelnd.
“Gestern war ich nicht weg, zu deiner Beruhigung. Ich war und bin nüchtern. Ich bin nur müde, wenn ich nicht aufstehen muss. Heute ist doch Sonntag? Ich habe vorgestern mein Handy verlegt und es nicht mehr gefunden. Eben ist mir eingefallen, wo ich es hingelegt habe.”
Kim wollte etwas antworten, doch Walter redete weiter: “Und drittens?” Er wollte es eigentlich nicht wissen. Er war im Augenblick nicht auf fremde Probleme geeicht.
Kim amüsierte die Situation. “Niemand hat mir gekündigt. Der Dreh ist im Kasten. Das Projekt ist abgeschlossen. Wir sind zwei Tage zu früh fertig geworden. Heute gibt es noch eine Party. Wenn ich es richtig mitbekommen habe, liegt auch finanziell das Haben unter dem Soll. Ich habe dich vorgestern und gestern Abend angerufen, aber der Herr….”
Kim war sich nicht ganz sicher ob Walter noch zuhörte. Er bereitete den Kaffee und deckte den Frühstückstisch – für beide.
“Ich genieße das Leben. Es war richtig in Frühpension zu gehen. Der Dienst war immer unerträglicher geworden. Schnappst du einen, lassen ihn die Richter laufen. Weil er jemanden kennt, der in der Familie einen hat, der eine schlimme Kindheit gehabt hatte. Wenn du ihn wegen eines neuen Delikts wieder ablieferst, muss wenigstens einer seiner eigenen Familie eine schwere Kindheit gehabt haben. Mit Freispruch kann er rechnen, wenn er selber der Betroffene war. Macht das Spaß? Und das Klima auf dem Revier.”
“Kim, ich kenne deine Probleme. Die sind vorbei!”
“Ja, ich bin meine los. Wieso, hast du auch welche? Sag schon, was ist es.”
Walter wich hörbar aus: “Nichts. Ich habe keine.”
“Sagt der Sohn zur Mutter.”
“Erzähl von deinen Abenteuern beim Dreh.” Walter setzte sich an den Tisch und beide begannen mit dem Frühstück.
“Als Mutter erzählt man seinem Sohn nicht von seinen Abenteuern. Außerdem hatte ich keine. Nicht einmal auf die Besetzungscouch musste ich.” Kim lachte.
Walter wollte eigentlich nichts hören. So warf er auch kein ‘durfte’ ein. Ihm wäre am liebsten gewesen, seine Mutter wäre wieder gegangen. Diesen Gefallen tat sie ihm aber nicht. So hatte er einiges zu tun, die Gedanken um XY und das Geplauder seiner Mutter den entsprechenden Hirnregionen zuzuordnen.
“Visagisten brauchen nicht auf die Couch – glaube ich. Bernd nimmt mich auch so. Er will mich wieder haben, bei seinem nächsten Projekt.”
“Ihr seid schon beim ‘Bernd’?” Das zweideutige Nimmt-mich-auch-so wollte er nicht kommentieren. Schließlich saß seine Mutter vor ihm.
“Ich kenne ihn schon seit mehr als einem Jahr; seit wir damals den Drehort abgesichert haben.”
“War er dereinst schon Bernd?”
Kim entfuhr ein Kichern, wegen ‘dereinst’ und wegen ‘Bernd’.
‘Wie ein Schulmädchen’, dachte Walter. Er wäre froh gewesen, wenn seine Mutter wieder eine Beziehung gehabt hätte. Gesellschaft hatte ihr jedes Mal gut getan, nachdem sie aus dem Polizeidienst ausgeschieden war.
....

© BS motor

Text Here

Video-Clips auf Youtube

Schräges

Under the banner

Unsa Land

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Am Sonnastroi sei Schattn

Kaffeeklatsch

A strange World

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Herbstg'spinste (bairisch)

Herbstg'spinste (English)

Weitere Clips im Youtube-Kanal w2011s

Text Here

Hörproben von Zeid is...

siehe auch Bücher/Bairisch     Zeid is Cover V 200 rot V2

So anno 68

Neili

Des waa hoass

Kaffeeklatsch

Jetzt hamas vasamt

Krach der Stern